Wir schreiben das Jahr 1980: Helmut Schmidt ist Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, ABBA steht noch auf der Bühne und der Zauberwürfel tritt seinen Siegeszug durch die Spielzeugläden an. In diesem Jahr beschlossen die St.-Ursula-Schulen in Attendorn und das Collège Champagnat aus L’Arbresle in Frankreich, das Experiment eines Schüleraustausches zu wagen.
Dass dieser Austausch bis ins Jahr 2018 hält, das hätte seinerzeit wohl auch Evelyne Meunier nicht zu träumen gewagt, die im Jahr 1980 zu den Pionieren dieses Projektes gehörte. Trotz ihrer mittlerweile erfolgten Pensionierung lässt es sich die engagierte Pädagogin nicht nehmen, den Schüleraustausch nach Attendorn noch immer alljährlich zu begleiten.
Nachdem die Delegation aus Attendorn bereits vor einigen Wochen vor den Toren Lyons die französische Gastfreundschaft genießen durfte, hielten sich vor einigen Tagen 24 Schülerinnen und Schüler aus Frankreich für zehn Tage im Sauerland auf, wo sie in Gastfamilien untergekommen waren.
Die Gäste aus Frankreich haben ein abwechslungsreiches Programm. Dabei erleben sie nicht nur schöne Stunden in der Attahöhle, im Phantasialand und im Schokoladenmuseum in Köln, sondern auch nachdenkliche Momente im EL-DE-Haus. Das Haus in der Domstadt wurde zwischen 1935 und 1945 – also während der nationalsozialistischen Diktatur – als Gestapodienststelle genutzt und ist heute ein NS-Dokumentationszentrum.
Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil sowie Stefan Lütticke und Tom Kleine von der Stadtverwaltung begrüßten die Teilnehmer des Empfangs im Rathaus. Neben den Schülerinnen und Schülern aus beiden Ländern und natürlich Madame Meunier nahmen auch die Lehrerinnen Marie-Bernadette Banquet aus L’Arbresle sowie Magdalene Ahlbäumer-Bitter und Katharina Niggemeier von den St.-Ursula-Schulen in Attendorn im Ratssaal Platz.
Nach der zweisprachigen Begrüßung durch Christian Pospischil nutzte die interessierte Gruppe noch ein wenig Zeit zum Frage- und Antwortspiel mit dem Bürgermeister. Neben Fragen zur Stadtgeschichte Attendorns berichteten die Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern über ihre Erfahrungen während des Austausches. Während sich die deutschen Jugendlichen zunächst an die Schlafkultur in Frankreich mit der berühmten „Doppelbettdecke“ Empfang im Rathaus: gewöhnen mussten, staunten die französischen Freunde nicht schlecht, dass auf deutschen Schulhöfen gegessen werden darf. Selbst die Attraktivität des jungen französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron kam im Ratssaal zur Sprache.
Die Schülerinnen und Schüler aus Frankreich gingen nicht leer aus und erhielten zur Erinnerung an Attendorn einen USB-Stick mit Bildern und Informationen aus der Hansestadt. Und die von einem heimischen Konditormeister handgefertigte „Attendorn-Schokolade“ ließen sich die meisten Schüler noch im Rathaus schmecken. Und für die Lehrkräfte gab es zudem neben einem guten Tropfen Biggesee-Sekt noch Nelken in den Farben der Tricolore.
Tom Kleine